Gemeinhin wird eine Boulevardisierung der Medienlandschaft beklagt. Das mag schon sein. Ziemlich eindeutiger scheint sich eine Weltwochisierung der Medienlandschaft abzuzeichnen. Während im Branchenmagazin «Schweizer Journalist» Roger Köppel und Alex Baur einmal mehr gelobt wurden, dass sie gegen den linksliberalen Mainstream anschreiben, fragt man sich mittlerweile, wo denn dieser geblieben ist. So schreibt Markus Schär (Ex-Weltwoche) in der Sonntags-Zeitung seitenweise wörtlich der Befürworterpropaganda der Senkung des Umwandlungssatzes ab. Natürlich dürfen Markus Schär und die Sonntags-Zeitung eine Ja-Position vertreten. Aber Copy-Paste ist kein Journalismus. Edgar Schuler beklagt im Tagi die alte Mär des rot-grünen Stadtrates, welche Investoren konsequent vergrault. 13’000 gebaute Wohnungen in zehn Jahren sprechen eine deutlich andere Sprache. Dass sich keine privaten Investoren für garantierte Verlustgeschäfte wie Stadien oder Schiffbau finden lassen, auch wenn man es – wie der Stadtrat – jahrelang noch so fest hofft, blendet Schuler ebenfalls aus. Auch die Baz wird wohl, wenn man die Käufer (Wagner und Tettamanti) so betrachtet, auf Weltwoche-Kurs gebracht werden. Der wirtschaftliche Erfolg der Weltwochisierungs-Strategie hält sich hingegen in Grenzen. Warum dann alle Medien auf diesen Zug aufspringen wollen bleibt schleierhaft. Was Köppel einst ankündigte: Souffleur des intelligenten Tischgesprächs oder intelligente Provokation ist längst vorbei. Nichts ist vorhersehbarer als ein Artikel in der Weltwoche. Selbst Mörgli ist für mehr Überraschungen gut als die Weltwoche-Inland-Redaktion. Die Weltwoche hat ihr Publikum. Der Kurs der Weltwoche hat auch eine Berechtigung. Ich will auch keinen Meinungseinheitsbrei. Auch aus diesem Grund stinkts mir als Leserin lauter Weltwoche-Abklatsche lesen zu müssen.
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Wählen wirkt
Feb 19, 2010 5:00 pm
Ob die Min-Li-Martisierung der Politlandschaft das bessere Rezept ist?
Feb 23, 2010 5:27 pm
eine berechtigte Frage…. aber mein Einfluss ist doch wesentlich geringer….