Linke Verdienste

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Für den Tagi konnte ich folgende Replik auf Edgar Schulers Kommentar «Linke Dominanz» schreiben:

Den Anfang machte Philip Müller. Für die Wahlschlappe von Marco Camin machte er in der «NZZ am Sonntag» die in Zürich immer zahlreicheren «Bezüger von staatlichen Leistungen» verantwortlich: «Solange dafür von irgendwoher das Geld kommt, geht dieses System politisch auf.» Edgar Schuler doppelt im TA vom Montag unter dem Titel «Linke Dominanz» nach: Die Bürgerlichen hätten keine Chance bei den Stadtratswahlen 2014, weil Zürich zwar finanziell von den Grundlagen einer «bürgerlichen» Werteordnung lebe, aber «aus dem Blickwinkel der Stadtbewohner die für sie negativen Nebenfolgen dominieren.» Im Klartext: Die Bürgerlichen schaffen den Speck ran, mit dem Rotgrün die Mäuse fängt.

Ich könnte mich ja an der prognostizierten linken Dominanz freuen. Aber die Geschichte hat einen Haken: Sie stimmt schlicht nicht.

Rückblende. Zürich um 1990. Nach Jahrzehnten bürgerlicher Regierung hatte Zürich ein negatives Triple-A: Ein Stadt für Arme, Alte, Ausländer. Heute aber belegt die Stadt in Standortrankings Spitzenränge. Bloss in der renommierten Mercer-Studie verloren wir den Spitzenplatz an Wien. Weil Wien mehr zahlbaren Wohnraum hat.

Damit sind wir beim zweiten Märchen Schulers: Dass Zürich mit staatlichem Wohnungs- und Krippenangebot die Privatinitiative erdrücke. Doch Zürichs Krippenangebot ist mehrheitlich privat. Neun städtischen stehen fast 250 private Krippen gegenüber. Und die Mietexplosion rührt daher, dass private Immobilienfirmen etwas zu viel Initiative für die reine Renditemaximierung entwickelt haben.

Investitionen in bezahlbare Wohn- und Gewerberäume, Kinderbetreuung und den öffentlichen Verkehr machen unsere Stadt lebenswerter. Familien ziehen nicht mehr weg. Firmen finden hier qualifiziertes Personal. Das zahlt sich aus: Fünf Jahre nach der Finanzkrise verfügt die Stadt Zürich trotz dem Ausfall ihrer zwei grössten Steuerzahler (UBS und CS) über ein Eigenkapital von über 600 Millionen Franken.

Rotgrün gewinnt aus gutem Grund: Weil die Linke dafür sorgt, dass die Wirtschaft floriert und die negativen Auswirklungen aufgefangen werden.