Debattieren mit Zweihänder und Florett

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Die FDP lässt sich in Inseraten darüber aus, dass sich die SP nicht der Debatte stellen will. Die konkreten Vorwürfe und die Replik dazu lasse ich mal weg: Dies ist alles im Rahmen des normalen Wahlkampfgeplänkel. Und Debatten-Streitigkeiten sind für Polit-Afficionados höchst spannend – für die meisten Menschen wohl nicht. Im Gegenteil – das kontradiktorische Podium ist eher eine aussterbende Veranstaltungform. Leider. Dabei ist das Podium, die Debatte und der Diskurs die Essenz des Wahlkampfs und scharfzüngige Schlababtausche sind das Salz in der Suppe. Vor kurzem habe ich wieder die äusserst sehenswerte BBC-Trilogie «House of Cards» gesehen und mit einiger Wehmatt die dort gezeigten Debatten des House of Commons betrachtet. Der Zürcher Gemeinderat hat zwar in der Regel nur wenige Hemmungen sich verbal aufs Dach zu geben. Die rhetorische Qualität der Anwürfe lässt hingegen zu wünschen übrig. Die wenigsten können mal ein spontanes Votum halten, die meisten klammern sich an ausformulierte Reden, die sie dann sozusagen live ins Schweizerdeutsche übersetzen. Besonders die Schweizer Demokraten sind die Könige des schlechten Schweizerdeutsch, es wimmelt von «deshalbs» und «deswegens», die es eigentlich im Schweizerdeutschen nicht gibt. Nun die Anzahl der guten RednerInnen im Rat ist beschränkt, ich zähle mich auch nicht dazu. Daher fände ich einen Debattierklub mit klassischen Regeln zur Übung eine spannende Sache.